Mobilität vernetzt denken

Konzepte für kleine und mittlere Kommunen

 

Flächendeckend nachhaltig mobil auch in kleineren und mittelgroßen Kommunen? Geht das? Umdenken und umplanen auch dort, wo bislang der Pkw eindeutig die erste Wahl im Spektrum der Mobilitätsangebote ist? Mobilitätskonzepte, moderne Verkehrsentwicklungspläne oder integrierte Verkehrskonzepte können einen Weg hin zur verstärkten Nutzung nachhaltiger Mobilitätsformen aufzeigen – vor allem, wenn sie von Anfang an als partizipatives Verfahren begriffen werden, das Bürgerschaft, lokale Stakeholder sowie Verwaltung und Politik mitnimmt. Auch wenn der Weg schwierig ist, das Umdenken hin zu mehr Klimaschutz und Ressourcenschonung in weiten Teilen der Gesellschaft deutet den Paradigmenwechsel an. Was bedeute dies für ländlich geprägte Kommunen?

 

Zunächst, dass Verkehr überall erzeugt wird und somit auch schon möglichst nah an der Quelle nachhaltiger organisiert werden muss. Vor wenigen Jahren noch kaum vorstellbar, sind heute zum Beispiel moderne Fahrradverleihsysteme in der Fläche zumindest teilweise schon Standard. Ebenso werden Carsharing-Angebote zunehmend in der Fläche präsent. Und ÖPNV-Angebote werden vielerorts ausgebaut.

 

VIA erarbeitet mit der ISAPLAN Ingenieur GmbH, Leverkusen einen Verkehrsentwicklungsplan für die Gemeinde Odenthal (rd. 15.000 Ew) sowie ein Mobilitätskonzept für die Blütenstadt Leichlingen (rd. 28.000 Ew), beide im Rheinisch-Bergischen Kreis. In beiden Kommunen hat sich zum Beispiel innerhalb kürzester Zeit das Bergische e-Bike-System etabliert, ein vom Verkehrsbetrieb Regionalverkehr Köln und nextbike entwickeltes Fahrradvereihsystem, das sehr gut frequentiert wird und weit in die Fläche hineinwirkt. Der nächste Schritt ist der Aufbau von Mobilstationen, die den Gedanken der Vernetzung verschiedener Verkehrsarten außenwirksam darstellen.

 

In beiden Kommunen wurde mit einer breit angelegten Bürger- und Stakeholderbeteiligung (teils analog, später ausschließlich digital) erfragt, wo lokal die Probleme zu lösen sind. Einhelliges Votum: Zu viel Kfz-Verkehr im Ortszentrum stört, Zu-Fuß-Gehende und Radfahrende wünschen sich mehr Raum und planerische Beachtung und der ÖPNV soll schneller und verlässlicher gemacht werden. Und dennoch, das eigene Auto in Frage zu stellen ist schwierig und die Alternativen sind immer noch nicht reif genug.

 

Im Zuge der Konzepte werden Ziele und Handlungsfelder wie zum Beispiel Geschwindigkeiten verträglich gestalten, Ortslagen wahrnehmbarer gestalten, Ortskerne definieren und aufwerten, Mobilitätseingeschränkte bedarfsgerecht berücksichtigen, Radlücken konsequent schließen, Busse attraktiver machen und verträglichere Gestaltung des Verkehrs durch Mobilitätsmanagement mit umfangreichen Maßnahmen hinterlegt und diskutiert. Ziel ist es, einen Konsens für den Rahmen der zukünftigen Mobilitätsentwicklung verbindlich zu machen, über den die notwendige Verkehrswende zu gestalten ist.

 

Massiv unterstützt werden die Initiativen der Kommunen vom Land NRW über entsprechende Fördermittel sowie vom Zukunftsnetz Mobilität NRW mit umfangreichen Beratungs- und Fortbildungsleistungen für die Kommunalverwaltungen. So besteht die berechtigte Hoffnung, dass nachhaltige vernetzte Mobilität gemeinsam mit allen Beteiligten zunehmend flächendeckend vorbereitet und schließlich umgesetzt werden kann.

 

Teil der künftigen Mobilstationen in Odenthal Mitte mit dem Bergischen e-Bike-System (Foto: VIA eG)
Ortskerne fußgängerfreundlich aufwerten: Auch im niedersächsischen Frisoythie (Landkreis Cloppenburg) wurde das weiche Trennprinzip konsequent im Ortskern umgesetzt. Die Belastung der Straßen ist hoch und lag vor dem Umbau bei rund 9-13.000 Kfz/DTV – für zu-Fuß-Gehende eine deutliche Erleichterung.(Foto: VIA eG)